„Ein Stück heile Welt“ mit Helmut A. Binser

„Das Publikum war begeistert“…

… diesmal nicht vom eigenen Theaterspiel des TVNs, sondern von einem jungen, frischen Musikkabarett. Dafür holte sich der TVN Helmut A. Binser (Martin Schönberger) aus Runding in der Chamerau auf die Bühne des Mehrgenerationenhauses und  er verstand es ausgezeichnet, die gut 200 Besucher  mit „Ein Stück Heile Welt“  für sich einzunehmen. Der 33 jährige ist mit seinem Soloprogramm ein neuer Stern am bayerischen Kabaretthimmel.

„I bin dr Binser und kemm aus m Bayrischen Woid“ stellte er sich vor. Ein bayerisches Original, ein Waidler durch und durch, eine Bühnenpräsenz  wie ein Kraftwerk und trotzdem ein Künstler zum Anfassen. Der lebenslustige Musikkabarettist hatte die Gitarre und seine Quetschn namens „Karl-Heinze“ im Gepäck, seine Lieder sprudeln nur so aus ihm heraus. Aber das wichtigste Bühnenwerkzeug war sein Mundwerk. Das brauchte er, um seine Geschichten vom „Leben und den Leut“ zu erzählen – mit authentischer Darbietung sowie verschmitzten Seitenhieben voller Überraschungen und Anspielungen. Diese waren  kernig, hintersinnig, manchmal  skurill und bissig und sie kitzelten durchwegs die Lachmuskeln des Publikums. Und es blieb jedem Besucher selbst überlassen, sich damit einfach nur unterhalten zu lassen oder auch ernsthafte Botschaften für sich zu entdecken.

So widmete sich beispielsweise ein längeres „Stückl“ einem gewissen Berti mit Fischeiweißallergie – der in der Schule nicht gemobbt wurde („das gab s damals noch nicht“), sondern „fertig gemacht“ wurde: Mit einem ins „Kaasbrot“ eingeschmuggelten Fischstäbchen. Damals lief es für Berti nicht gut, und ebenso nicht beim Candlelight-Dinner mit der neuen Flamme beim Steidlwirt, das die Stammtischler auf hinterfotzige Art torpedierten. Als Berti dennoch später studiert hat und Chef der Anti-Mobbing-Abteilung in München wurde, sollte die Lebensweisheit Recht behalten: „Selten a Schaden, wo net a Nutz‘n dabei ist“.

An seinem Leben ließ der Künstler die Besucher immer wieder teilhaben. Wie er sich vom Rock’n’Roller, der keine Party auslässt, zum „Spießer“ entwickelte, der Tomaten anbaut, aber trotzdem jung bleiben will –  mithilfe der Kosmetikprodukte seiner Freundin Simone. Den Drogeriemarkt bezeichnet er kurzerhand als „Baumarkt für die Frau“. Musikalisch mag der Binser Beethoven, weil das Repertoire Gema-frei ist und so ließ er die neunte Sinfonie in völlig neuem Gewand daherkommen. Auch durfte das Publikum Tiere erraten und er forderte die jeweiligen Brunft-Schreie, um dann doch nüchtern zu bekennen: „Die schlimmsten Viecher auf dera Welt, des san wir“. Seinen Liedern hat er je nach Gusto mal einen groovigen, einen volkstümlichen und auch mal einen klassischen Anstrich verliehen.

Zum Schluss gelangte er mit seinem Stück „Wir sind die greislichsten Menschen dieser Welt“ zur „Binser“-Weisheit: „Lieber gscheid greislich als schön blöd“. Erst nach vier Zugaben durfte er die Bühne verlassen.  Und weil nicht nur das Publikum vom Binser restlos begeistert war, sondern auch umgekehrt, sang er  zum Abschied einen Lobesreim über die Schmuttergemeinde: „Weil i die schönsten Platzl kenn, bin i heit in Nordendorf  g´wen“.  

(Monika Matzner)

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